Kinderstube

In der Nähe des Kriegerbaus liegt die Kinderstube, damit sie im Notfall gut verteidigt werden kann. Alles ist ausgepolstert, damit die Jungen sich beim rumtollen nicht verletzen können. Abgeschirmt ist die Kinderstube mit einem dichten Wall aus Efeu und Farn.

Nobody

Sie schlug die großen, braunen Augen auf und starrte ins Dunkle. Wie jeden Morgen war sie allein. Niemand lag neben ihr, lekte ihr über den Kopf und redete leise mit ihr. Mama war nicht mehr da. Sie war weg. Schon viel zu lange. Und das schlimmste war, dass sie nicht wiederkommen würde. Sie setze sich auf und horchte. Auf dem Lagerplatz hörte sie ein leises Rascheln, doch viele Katzen schienen noch nicht aufzusein. Vielleicht eine oder zwei. Sie drehte den Kopf und versuchte das Gefühl von träger Müdigkeit abzuschütteln. Was würde sie heute machen? Alleine sein? ja. Das war schon mal eine Idee. Sie erinnerte sich an den grauenhaften Tag, an dem sie ihre Eltern verloren hatte. Ein so jähes Ende. Oft fragte sie sich, wieso der Dachs gerade an diesem Tag an diesem Ort gewesen war? Hatte der SternenClan es so gewollt? Wenn ja, dann war auf diesen SternenClan nicht viel verlass. Sie hielt sowieso nicht sonderlich viel von ihm. Wenn er da war, wieso schickte er dann nie an zeichen an sie, einen Traum von ihren Eltern oder irgendeine Nachricht, dass es ihnen gut ging? Tja, dazu war dieser ach so tolle SternenClan sich wohl zu fein. Sie schüttelte missmutig den Kopf. Ein paar mal hatte sie sogar darüber nachgedacht, ihrem eigenen Leben ein Ende zu setzen. Punkt. Aus. Weg mit der Katz. Doch immer wieder hatte sie in letzer Sekunde daran gedacht, was ihre Eltern gesagt hatten. Das sie aufassen sollte und sich nicht in gefahr bringen sollte. Sie hatten leicht Reden gehabt. Sie hatten einander gehabt. Sie waren nicht allein auf der Welt gwesen. Allein, allein. Ja, das war ein guter Ausdruck für das, was sie gerade fühlte. Sie hatte niemanden mehr. Niemandem zum reden, niemandem zum liebhaben. Niemanden eben. Sie stand auf und blickte hinaus. Es war noch nicht sehr hell, die Sonne ging gerade auf. Die Sonnenstrahlen trafen den Boden und färbten ihn golden, stundenlang hätte sie hier so sitzen können, doch sie sah eine graue Gestalt auf sich zukommen. Anscheind wollte Dünenstern ihr einen besuch abstatten. Sie sprang zurück ins Sichere und drückte sich hinten an die Wand des Baus. Erwartungsvoll schaute sie zum Eingang, wartete auf den auftauchenden Kopf ihrer Anführerin.

Glut

<-- Lagerplatz

Sie trat in die Kinderstube und sah Glutjunges. Sie hatte sich in die hinterste Ecke des Baus verzogen und schaute sie an. Wie ich sehe, bist du schon wach. Gut., meinte sie. Sie ging noch einen Schritt auf die Kätzin zu und setze sich dann hin. Weißt du, wieso ich hier bin? Wahrscheinlich nicht... Sie wartete nicht auf die Antwort von Glutjunges, sondern redete einfach weiter. Heute wirst du Schülerin. Sie bedauerte es, dass Glutjunges Mutter nicht mehr da war. Sie hätte ihrer Tochter bestimmt gesagt, wann es so weit ist. Die treue Kriegerin war viel zu früh ums Leben gekommen. Sie schaute wieder zu Glutjunges. Du hast doch sicherlich Fragen, oder?, fragte sie und hoffte, wenigstens ein bisschen mit der Kätzin ins Gespräch zu kommen. Doch diese schien davon anscheinend nicht so begsitert. Na ja, es war ja allseits bekannt, dass sie nicht sehr kontaktfreudig war und niemanden an sich ranließ.

Dünä

Dünenstern akam wie erwartet herrein. Sie setze sich und fing an zu reden. Erst als das Wort 'Schüler' auftauchte, wurde sie hellhörig. Sie sollte schülerin werden? Schon? Sie wusste nicht einmal genau, wie alt sie war. Niemand war da, um es ihr zu sagen und gefragt hatte sie auch nie. Wenn ein schwarzes Loch vor ihr gewesen wäre, sie hätte nicht davor gescheut, hineinzuspringen. Wieso sollte sie Schülerin werden, wenn niemand da war, um sie zu beglückwünschen, ihr Tipps zu geben und sie einzuweisen. Fast enttäuscht schaute sie zu Dünenstern. Nein. Ich glaube, ich komme so zurecht., meinte sie ernst und nickte, um ihre Worte zu verstärken. Sie wusste, wie solche Zeremonien abliefen - sie hatte, als sie noch ganz klein gewesen war mit ihrer Mutter von der Kinderstube aus zugesehen, wie ihr Vater eine Schülerin bekommen hatte. Die Mutter der Schülerin war unheimlich stolz gewesen und war sofort zu ihr gelaufen, als es vorbei gewesen war. Sie starrte missmutig die Wand an wünschte sich, das alles nicht machen zu müssen. Wann genau wird es so weit sein?, fragte sie Dünenstern. Sie wollte es so spät wie möglich haben. Sie wollte sich darauf vorbereiten können. Was musste sie eigentlich machen? Egal. Sie wusste nur noch, dass die Schülerin ihres vaters still zugehört hatte, genickt uns zugestimmt hatte, dann die Schulter von Dünenstern geleckt hatte und dann die Nase ihres Mentors berührt hatte. So schwer onnte das nicht sein. Und wen werde ich als Mentor bekommen? oder darf ich das nicht wissen...? Sie hatte das Gefühl, dass die Wörter auf einmal aus ihr herauswollten. Sie hatte sonst nie so viel mit anderen Katzen geredet. Na gut, vielleicht lag es auch nur an den Extremitäten der Situation. Sie hoffte auf einmal, nicht Dünenstern als Mentorin zu bekommen. Sie wollte nicht so viel reden müssen. Sie hatte die Vermutung, Sonnenstern als Mentor zu bekommen. Na ja, in Ordnung. Damit kann ich leben.

Glut

Verwundert blickt sie Glutjunges an. Bis jetzt hatte keiner keine Fragen gehabt. Sie fragte, wen sie als Mentor bekommen würde. Sie hatte sich inzwischen auf Sonnensturm festgelegt und hoffte, dass er mit ihr fertig wurde. Sie sprach gerade erst ein paar Minuten mit ihr und schon kam sie sich vor, als wäre sie das Junges und Glutjunges die Anführerin. Sie gab einem ein komisches Gefühl, wenn man mit ihr redete. Willst du dich nicht überraschen lassen?, fragte sie vorsichtig. Ich denke, wir werden die Zeremonie bei Sonnenhoch abhalten. Wieso fragst du denn?, sie war ein wenig verwundert. Langsam wurde es draußen heller; es war nicht mehr sehr lange bis Sonnenhoch. Ich würde sagen, wenn die Sonne fast im Zenit steht, kommst du zu mir raus, ja? Ich warte beim Hochstein auf dich. Dann können wir letze Probleme lösen und dann fangen wir an., meinte sie und berührte mit ihrem Schwanz Glutjunges Schulter. Dann drehte sie sich um und verließ die Kinderstube.

--> Lagerplatz

Düne

Nein, sie wollte sich ganz und gar nicht überraschen lassen. Sie hatte in ihrem Leben - so kurz es bis jetzt auch gewesen sein mochte - schon zu viele Überraschungen erlebt, die sie nicht hatte wahr haben wollen. Dünenstern ging raus, nachdem sie ihr den Schwanz auf die Schulter gelegt hatte. Glutjunges war zurückgezuckt, doch das schien Dünenstern nicht zu kümmern. Glutjunges blickte ihr nach, wie sie nach draußen ging, wo jetzt auch Sonnensturm war. Er aß etwas. Sie bermekte, dass sie irgendwie auh Hunger hatte. Sollte sie rausgehen? Sie setze sich hin und guckte auf den Moosboden. Sie riss ein Stück Moos ab und warf es im bau rum, während sie überlegte, ob sie nicht einfach weglaufen sollte. Doch wieso sollte sie sich vor ihrer Verantwortung drücken? Sie war als Clankatze geboren. Wenn der SternenClan sie zum weglaufen bestimmt hätte, wäre sie ein Hauskätzchen geworden. Doch wieso eigentlich SternenClan. Einen Clan aus funkelnden Punkten, den alle vergötterten - ja super. Toller Clan, wirklich nützlich. Doch hätten ihre Eltern es gewollt, dass sie weglief, feige war, sich drückte weil sie Angst hatte, jemanden zu enttäuschen oder sich selbst zu verletzen? Nein - wo auch immer ihre Eltern waren - beim SternenClan oder einfach weg - sie wollte sie stolz machen. Sie raffte sich auf und lief aus der Kinderstube hinaus ins Freie.

--> Lagerplatz